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Reisetagebuch Kambodscha

Zwei Mädels, Handgepäck, 30 Grad im Schatten, ab und an mal eine kühle Brise, staubige Straßen, Bucket- Showers, Ameisenbisse, hektischer Verkehr, leuchtendes Meer, Hahnenkämpfe auf Tankstellen & ständig für eine Überraschung gut – hier, wie versprochen, mein Blogbeitrag über 18 Tage Kambodscha.

Gestartet haben wir unsere Reise total aufgeregt um 07:00 am Flughafen Wien, unser Reiseziel: Kambodscha. Da über Wien keine direkte Flugverbindung möglich ist, flogen wir erstmal nach Frankfurt, von dort aus nach Bangkok und weiter nach Siem Reap. Insgesamt waren wir also knapp 18 Stunden unterwegs. 18 Stunden.

Flugroute von Frankfurt nach Bangkok, ca. 9,5 Stunden

Wie vertreibt man sich nun 18 Stunden aufgeteilt auf drei Flugzeuge?

Nun, man hat die Möglichkeit zu essen, sich Filme anzusehen, Musik zu hören, (ganz wichtig!) sich die Beine zu vertreten, Yoga zu machen und natürlich tratschen – aber auf keinen Fall schlafen.

Warum? Weil es schlichtweg unmöglich war. Keine Chance auch nur irgendwie eine Position zu finden, in der man schlafen kann. Willst du den Sitz zurückstellen, meckert der hinter dir. Füße ausstrecken geht auch nicht – dein Rucksack liegt ja im Fußraum, weil im Gepäcksfach kein Platz mehr war. Lesen? Hast ja logischerweise kein dickes Buch mit, weil es zu viel Platz im Rucksack brauchen würde.

Und dann, der Glücksmoment: Die Videothek im Flieger führt „Der Pate“. „Der Pate“ dauert 2h 58min. Die kleinen Dinge im Leben.

Up in the clouds on our way to unknown things, Landeanflug Siem Reap

Im Flugzeug von Bangkok nach Siem Reap bekommt man drei Formulare zum ausfüllen – das Antragsformular für Visa on Arrival „Application Form Visa on Arrival“, die Ein- & Ausreisekarte „Arrival/Departure Card“ und die Zolldeklaration „General Department of Costums and Exercise“.

Falls du vor hast nach Kambodscha zu reisen, zeige ich dir hier, wie du die Formulare richtig ausfüllst:

Antragsformular Visa on Arrival

Das Antragsformular für das „Visa on Arrival“ gibst du nach der Landung am ersten Schalter am Flughafen Siem Reap ab. Obwohl im Internet zu lesen ist, dass man durchaus bis zu 1,5 Stunden dafür warten kann, waren wir nur für ca. 20 Minuten in der Warteschlange. Wenn man selbst ein Passfoto mitbringt kostet das Visa 30$, ohne Passfoto 32$ – in diesem Fall wird das Foto vor Ort gemacht. Nach Entrichtung der Gebühr wird der Reisepass für die Verarbeitung abgegeben und kann ca. nach 10 Minuten mit dem gestempelten Visa abgeholt werden.

Ein- & Ausreisekarte

Die Ein- & Ausreisekarte wird am nächsten „Kontrollpunkt“ in Kombination mit dem Reisepass verlangt. Man muss nett in eine Kamera lächeln und bekommt anschließend den Reisepass zurück, in den die Ausreisekarte eingeheftet wurde. Die Einreisekarte wird behalten.

Zolldeklaration

Die Zolldeklaration wird kurz vor dem Ausgang abgegeben.

Das beste am Reisen nur mit Handgepäck? Kein langes Warten auf den Koffer.

Wir können direkt los starten! Gleich zum SIM-Card Shop vor dem Flughafen – hier werde ich mir um 15$ eine kambodschanische SIM mit unlimitiertem Internet kaufen, das beste Package das du haben kannst. Beim Kartenwechsel allerdings die „böse“ Überraschung: mein Handy hat einen SIM-lock vom Mobilfunkanbieter. Gut, dann wohl nur Kontakt zur Außenwelt über WiFi. Ich kann jedem nur raten vorher abzuchecken, ob sein Handy „frei für alle Netze“ ist oder es entsperren zu lassen.

Übrigens: Falls du bis jetzt kein Geld wechseln hast lassen – am Flughafen hast du die Möglichkeit dazu! Die offizielle Währung ist der Kambodschanische Riel, jedoch wird der US-Dollar lieber gesehen. Hierbei muss man darauf achten, dass die Scheine fast wie neu aussehen. Zu sehr zerknitterte Dollar oder minimalst eingerissene Scheine werden nicht genommen.

Vom Flughafen sind wir dann direkt mit dem TUK-TUK zu unserem Hotel gefahren. Ja, richtig gelesen: Hotel. Wir haben beschlossen, uns ein Hotel zu nehmen um dort zur Ruhe zu kommen – wir waren nun schon mehr als 30 Stunden munter, sechs Stunden Zeitverschiebung sind auch nicht so ohne (Übernachtung im 3* Hotel ohne Frühstück 11$/pro Person).

Für´s TUK-TUK fahren empfiehlt sich, nicht nur den Namen und die Adresse des Ortes zu wissen, sondern den Ort auch auf einer Karte am Handy zu verzeichnen. Wir haben oft mitbekommen, dass die TUK-TUK Fahrer zusagen dich zu einem Ort zu bringen weil sie Geld verdienen wollen, im Endeffekt aber gar nicht wissen wo dieser liegt. Des Weiteren durften wir auch lernen, nicht gleich den ersten Preis anzunehmen, der dir geboten wird. Beispiel: am ersten Tag vom Flughafen in die Stadt 8$ (die erste Fahrt, wir hatten keine Ahnung), fast drei Wochen später von der Stadt zum Flughafen 4$ inklusive Umweg zum Obsthändler.

Night Market, Siem Reap

Nachdem wir für ein paar Stunden geschlafen haben, machten wir uns auf die Suche nach Essen und einem Abendprogramm. Weil wir die Stadt richtig kennen lernen wollten, sind wir alles zu Fuß gegangen und irgendwann einmal vor dem bunt beleuchteten „Angkor Night Market“ gestanden. Hier gibt es massenweise Textilien, Souvenirs, Schmuck, Gewürze und wer’s gerne außergewöhnlich mag: frittierte Taranteln. Inmitten der Verkaufsstände liegen kleine Kinder am Boden und werden Säuglinge gestillt. Einen Gang weiter kannst du dir für ein paar Dollar eine halbe Stunde deine Füße massieren lassen und ein halbes Dutzend Kriegsveteranen spielen Khmer Musik und singen dazu. Eine andere Welt.

Buddhistische Mönche bei einem Tratscherl im Angkor Wat

Die Tempelanlagen

Wir haben für den Tagesausflug zu den Tempelanlagen einen TUK-TUK Fahrer für 16$ engagiert. Für den Archäologischen Park sind Eintrittskarten für einen, drei oder sieben Tage erhältlich. In Banteay Srei haben wir unsere Tageskarte um 37$ gekauft. Wenn man bedenkt, dass man um fast 40$ in Kambodscha minimum drei Tage essen und schlafen kann, ist die Besichtigung des Angkor Wat teuer. Wenn man glaubt, dass das Geld zur Gänze für die Restauration der Anlagen verwendet wird, wird man leider enttäuscht – nicht einmal die Hälfte davon. Die Tempelanlagen unterliegen in dieser Hinsicht einer Firma, die reichlich Profit aus den Millionen Touristen jährlich schlägt.

Generell ist zu beachten:

  • Schultern bedeckt halten
  • keine kurzen Röcke oder Hosen
  • auf den (teilweise) markierten Wegen bleiben
  • nicht auf Tempeltrümmer steigen oder klettern
Angkor Wat, das größte religiöse Monument der Welt

Angkor Wat

Mit fast 203 Hektar wird er seinen Beinamen „Tempel, der eine Stadt ist/königliche Stadt, (die ein) Kloster (ist)“ mehr als nur gerecht. Die Anlagen wurden bis zur Machtergreifung der roten Khmer („Khmer Rouge“) von buddhistischen Mönchen bewohnt. Heute kann man sich im Angkor Wat von Mönchen segnen lassen. Der Tempel wurde im 11. Jahrhundert aus Sandstein erbaut und nach Westen ausgerichtet – die meisten Tempel in Angkor sind jedoch nach Osten ausgerichtet. Ursprünglich war er der Hindu-Gottheit Vishnu geweiht.

Rund um die Anlage befindet sich ein 200m breiter Wassergraben, der aus dem Siem-Reap-Fluss gespeist wird. Insgesamt lebten im Angkor Wat zu seinen Glanzzeiten wohl um die 20 000 Menschen.

Ta Prohm, der „Tempel von Brahms dem Ahnen“

Ta Prohm

Der rund einen Hektar große Tempel wurde 1186 geweiht und bald wieder „vergessen“. Man überließ den beeindruckenden Tempel dem Dschungel, der ihn unter Würgefeigen und anderen Pflanzenarten begrub. Der Tempelschatz bestand den Legenden nach unter anderem aus über 500kg reinem Gold, etlichen Diamanten und fast 41 000 Perlen. Fast 13 000 Menschen bewohnten dieses Monument.

Weitere Tempelanlagen: https://de.wikipedia.org/wiki/Angkor

Der TUK-TUK Fahrer, der uns durch die Tempelanlagen gefahren hat, war dann so nett uns über eine Reisegesellschaft Tickets für einen Mini-Bus zu besorgen. Von Siem Reap ging’s also weiter in die Hauptstadt Kambodscha’s. Nach fast sieben Stunden Fahrt über Stock, Stein und unzählige Schlaglöcher waren wir endlich in Phnom Penh – und das für 7$.

6,5h in dieser Position – man gewöhnt sich an (fast) alles

In einem Restaurant durfte ich zum ersten Mal mit den einheimischen Ameisen auf Tuchfühlung gehen, die mir über den Sessel in die Hose gekrabbelt sind und mich in den Hintern gebissen haben – ab diesem Zeitpunkt an hab‘ ich genau geschaut wo ich mich hinsetze.

Nach dem Essen haben wir uns auf den Weg gemacht zu „Animal Rescue Cambodia“. Durch LUSH Cosmetics durfte ich mir ein eigenes Bild von der Organisation machen und bin so begeistert, dass ich dem Projekt einen eigenen Beitrag widmen möchte!

In Phnom Penh haben wir nur eine Nacht im Hostel (The Billabong Hostel – 6$/Nacht) verbracht und sind am nächsten Tag ganz früh aufgebrochen – wieder mit dem Mini-Bus in Richtung Süden nach Sihanoukville. Dieses Mal für sechs Stunden Fahrt, zwei Pausen, Klimaanlage und 10$. Von Sihanoukville ging’s mit der Fähre (Speedboat) weiter auf die Insel Koh Rong Samloem – vom Serendipity Pier in 35 Minuten nach Saracen Bay um ca. 15$.

Im 8-Bett Zimmer vom Hostel (The Yellow Moon Hostel – 6$/Nacht) angekommen, war’s dann vorbei mit mir. Die Insel, auf die ich mich am meisten von allem gefreut habe, sollte wie ein Gefängnis für mich werden. Ich bin in eine Art Depression verfallen – bekam panische Angst vor Krankheiten, hab‘ mich nicht getraut Hundewelpen die auf mich zugelaufen sind anzugreifen (und jeder der mich kennt weiß, wie schlimm das für mich ist) und hab‘ mich Abends andauernd auf’s neue mit Mückenmilch eingeschmiert. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass „zu viel wissen“ eher schlecht als recht ist. Ich hab‘ alles mögliche gegoogelt und war dann sogar schon so paranoid, dass ich nicht ohne Schuhe am Sand gehen wollte (weil sich ja Würmer über meine Sohlen in meinen Körper fressen könnten). Gegessen hab‘ ich nicht wirklich etwas, Fotos hab‘ ich auch keine gemacht, durchgehend war ich nervös und hab‘ gezittert – irgendwann hat’s mir dann gereicht und ich hab‘ nach Rückflügen gesucht.

Die Reise abbrechen und nach Hause fliegen – vermutlich hätt‘ ich es sofort getan aber getraut hab‘ ich mich nicht. Ich hatte sogar Angst und hätt’s mir nie zugetraut alleine von der Insel runter zu kommen.

Und auf einmal waren da die zwei Jungs aus Kanada, die meine Freundin an der Bar kennen gelernt hat, während ich mich im Zimmer verkrochen habe. Am nächsten Tag bin ich darüber informiert worden, dass ich für eine Bootsfahrt angemeldet wurde. Also bin ich einfach mit – sie haben gemeint, das würde mir gut tun. Hat es auch – bis unmittelbar neben mir am Boot auf einmal einige selbstgefangene Fische erschlagen wurden, dass das Blut spritzte. Vorbei war’s.

Am nächsten Tag stand eine Kajak-Tour zu weißen Stränden inklusive schnorcheln am Programm. Dort konnte ich dann für einige Minuten beim Wellenreiten mal meinen Kopf ausschalten und war glücklich im Moment zu sein. Am Abend hab‘ ich dann das Leuchtplankton gesehen, das Phänomen der Biolumineszenz. Ich kann gleich mal vorwegnehmen – so wie auf den Bildern, die man im Internet sieht, sieht das auf keinen Fall aus.

Dennoch hat es etwas magisches, wenn man im Wasser steht, sich bewegt und rund um einen fängt es im schwarzen Meer zu glitzern an – die Glühwürmchen des Wassers.

Die Insel haben wir am nächsten Morgen verlassen – mit den Kanadiern im Schlepptau. Wir haben kurzum unsere Reisetruppe um zwei Mitglieder vergrößert, das Beste was uns passieren hätte können. Die Energie die wir alle miteinander teilten war unglaublich rein, ehrlich, familiär & abenteuerlustig. Wir kümmerten uns gegenseitig um einander. Ganz egal was jemand brauchte oder wollte – es wurde auf jeden Rücksicht genommen.

Wir machten uns zusammen auf den Weg – von der Insel runter zurück nach Sihanoukville und von dort an mit dem Minibus für 5 Stunden über die schlimmste Straße ever (wenn man das überhaupt Straße nennen kann) nach Kampot. Pause gab’s dieses Mal auch eine – an der Tankstelle, wo wir unfreiwillig Augenzeugen eines illegalen Hahnenkampfes wurden.

In Kampot angekommen haben wir uns zwei Roller besorgt – pro Roller 4$ am Tag. Ab da an folgten lange Billard-Abende, haufenweise Essen (und wenn mal etwas übrig blieb, war ja Patrick da, der alles zusammengegessen hat), Touren durch Nationalparks, Kartentricks, Meditationen, Lachen bis der Bauch weh tat und Deutschkurse.

Statt „Highway to Hell“ eher „Schotterwegerl zum Secret Lake“ inklusive Photobomb
Die Höhlen-„Guides“, Phno, Chhngok Cave Temple
Bokor Mountain (Nationalpark)
Ruinen im Bokor Nationalpark
Secret Lake

In Kampot hätten wir ewig bleiben können. Für mich ist diese Stadt und alles rundherum das Schönste was Kambodscha zu bieten hat. Ich bin nicht der Mensch für Strand und Meer. Sollte ich noch einmal dieses Land bereisen, weiß ich wo ich bleiben werde.

Dort wo die Berge sind, dort wo die Natur ist, dort wo man sich so unendlich frei fühlen kann.

Wäsche waschen im Hostel

Hostels in Kampot:  The Naga House 3,50$/Nacht –  Arcadia 6$/Nacht

Nach unserer Zeit in Kampot sind wir wieder mit dem Bus für vier Stunden (8$) zurück auf der Route nach Phnom Penh. Dort im Hostel angekommen (The Billabong Hostel – 6$/Nacht), haben wir den ersten Tag nur am Pool verbracht. Das war generell seit zwei Wochen der erste „Relax-Tag“ ohne Programm – kann auch mal was!

Ausflug ins Phnom Tamao Wildlife Rescue Center (Eintritt 5$)
Phnom Penh Night Market

Nach ein paar Tagen in Phnom Penh haben sich dann unsere Wege wieder getrennt. Die Jungs sind weiter nach Vietnam und wir wieder mit dem Mini-Bus zurück an unseren Start – nach Siem Reap, wo wir die letzten zwei Tage der Reise im „The White Rabbit Hostel“ (6$/Nacht) verbracht haben. Siem Reap hat uns beim zweiten Mal besser gefallen, wir haben ein wunderbares vegetarisch-veganes Restaurant entdeckt!

„Fish“ & Chips, Banlle
Pasta- Salad & Tofu Quesadilla, Banlle

Im Banlle Restaurant haben wir an beiden Tagen Stunden damit verbracht uns kreuz und quer durch die Karte zu futtern. Von außen sieht das Lokal eher „teuer“ aus, in Wirklichkeit ist es nach europäischer Sicht so enorm billig! Für Tischservice (gratis Wasser – wird immer wieder nachgefüllt), Getränke, Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise haben wir pro Person nicht mehr als 11$ bezahlt.

Mädchen, das unbedingt fotografiert werden wollte
Das Gefährlichste in Kambodscha: der Verkehr

Wir haben dann noch den „Made in Cambodia Market“ besucht, die Freundin hat sich ein traditionelles Tattoo mit einem Bambusstecken stechen lassen und schwups war die Zeit auch reif unsere sieben Sachen zu packen und die Heimreise anzutreten.

Der Flieger von Siem Reap nach Bangkok ging um 20:30. In Bangkok angekommen galt es dann die 4 Stunden Wartezeit zu überbrücken, die im Endeffekt durch verschiedene Security-Checks schneller vergingen als gedacht. Beim Rückflug von Bangkok nach Wien war das Glück auf unserer Seite: Direktflug und zwei Mal „Essen„! Die Hoffnung auf Schlaf hab‘ ich schon aufgegeben. Also hab‘ ich mir wieder einen Film im Flieger angesehen, mein Stephen King Hörbuch gehört und alle paar Minuten mal die Ankunftszeit gecheckt (hat sich natürlich nicht viel geändert).

Dann, nach 9 Stunden und 26 Minuten Flugzeit die Durchsage: „Wir haben die Reiseflughöhe verlassen und befinden uns im Landeanflug auf Wien. Wir bitten Sie, sich anzuschnallen und Ihre Rückenlehnen senkrecht zu stellen“.

Wir sind daheim.

Alles in Allem hat mich die komplette Reise mit Flug, Übernachtungen, Eintritten und Verpflegung für 18 Tage umgerechnet 1100€ gekostet.